AC Cobra            

technische Daten

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geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

Caroll Shelby hatte einen Traum – er wollte einen eigenen Sportwagen bauen. Nach dem Sieg in Le Mans 1959 war er ein berühmter, anerkannter Rennfahrer. Er musste aber wegen einer Herzkrankheit aufgeben und stand ein Jahr später ohne Geld und Arbeit auf der Straße. Was er besaß, waren gute Freunde, Charisma und Hartnäckigkeit,. Damit schuf er eine Legende – den AC Cobra

Dabei war die Idee von Carroll Shelby keineswegs neu: er verband europäisches Design mit einem amerikanischen V8.  Shelby wollte aber etwas Stärkeres schaffen als einen schnellen Tourenwagen.  Er wusste, dass er allein dazu nicht in der Lage war -und eine Firma wie Chevrolet würde ihm kaum helfen, sie hatte ja bereits die Corvette.

Wie so oft im Leben spielte eine zufällige Begegnung die entscheidende Rolle.  Shelby traf sich mit dem Herausgeber von Spoil Gar Graphic.  Von ihm erfuhr er, dass AC den Ace einstellen wollte, weil Bristol keine Sechszylindermotoren mehr lieferte.

Shelby lieh sich einen Ace und fand genau, was er gesucht hatte.  Der Ace hatte ein stabiles Chassis und viel Platz unter der Haube.  Natürlich wirkte er nicht sehr modern, aber Alternativen gab es ohnehin nicht.  AC wiederum zeigte sich interessiert, falls Shelby einen passenden Motor auftreiben konnte.

So wandte sich Shelby an Ford, weil dort ein neuer 3,5-l-V8 entwickelt werden sollte.  Es gelang ihm, ein Exemplar auszuleihen und er stellte fest, dass er unter die Haube des AC passen würde.  Sofort gab er die gute Nachricht an AC weiter.

Als Ford von den Plänen von AC erfuhr, stellte man eine neuere und größere Version des V8 (über 4 l) zur Verfügung.  Im Februar 1962 testete Shelby diesen Prototyp in Silverstone und war begeistert.

Wenige Monate später ging der erste halbfertige AC Cobra nach Los Angeles.  Er war genau nach Shelbys Anweisungen gebaut. innerhalb weniger Stunden waren Motor und Getriebe eingebaut, und die harten Tests begannen.  "Wir haben versucht, ihn kaputt zu kriegen", sagte Shelby danach, "aber er hat durchgehalten."

Texanischer Charme und echte Überzeugungsarbeit

Weil ihm das Geld fehlte, musste Shelby Ford erst davon überzeugen, die Montage von 100 Cobras vorzufinanzieren.  Er lud Motorjournalisten zur Probefahrt ein, denn er brauchte Publicity.  Das Problem war aber, dass er vorerst nur einen Wagen hatte, was nicht gerade beruhigend wirkte.

Shelby kam darauf, den Wagen vor jeder Testfahrt umzulackieren.  Der Trick funktionierte, und der Cobra spielte seine Rolle perfekt.  Die Presse war begeistert, denn der Cobra beschleunigte in 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 240 km/h.

Shelby stellte ein paar gute Leute ein, aber AC in England arbeitete im üblichen Trott weiter.  Mit der amerikanischen Mentalität hatte man nichts am Hut.  Schließlich drohte Shelby, dass Ford den ganzen Laden kaufen und schließen würde.  Das war zwar völlig aus der Luft gegriffen, hatte aber den gewünschten Effekt.

Die ersten 70 Autos - ohne Motor und Getriebe sahen bei der Ankunft in Los Angeles katastrophal aus.  Man hatte sie auf dem Schiff nicht festgezurrt.  Shelby war schockiert.  Er musste nicht nur Motor und Getriebe einbauen, sondern alle Cobras reparieren.

Geburt eines Supersportwagens

Die ersten Cobras hatten zahlreiche Kinderkrankheiten.  Der 260er Motor fing an zu kochen, und die Elektrik von Lucas war so schlecht wie immer.  Schon bald kündigte Ford an, den 260 durch einen noch größeren Motor zu ersetzen - einen 4,7-Liter mit 271 PS.  Die Cobras mit diesem Motor erhielten die Bezeichnung 289.

Weil die Motoren immer noch heiß liefen, kaufte Slielby Corvette-Kühler vom Chevrolet-Händler am Ort. Das blieb aber Ford nicht verborgen. Sofort erhielt die McCord Radiator Company den Auftrag, einen neuen Kühler für den Cobra zu entwickeln. Auch das Problem mit der Elektrik bekam Ford in den Griff. Ohne die Mittel und Möglichkeiten von Ford wäre Carroll Shelby nie an sein Ziel gekommen.

Die Serienproduktion war eine Sache, aber Shelby wollte aber Rennen fahren. Er beherrschte bald die Szene in Amerika, das genügte ihm aber nicht - er wollte Ferrari schlagen. Dazu engagierte er unter anderem Dan Gurney und Formel-I-Weltmeister Phil Hill.

Ein Handicap blieb dem Cobra aber –die Aerodynamik. Der Cobra galt in der Szene als "fliegender Ziegelstein". Deshalb entwickelte Shelby mit dem Designer Pete Brock eine Coupé Version. Dieses Auto schlug sich tapfer und konnte sogar Ferrari ab und zu in Gefahr bringen.

Für den Gewinn der GT-Weltmeisterschaft reichte es aber längst nicht.

Ein noch besserer Cobra

Carroll Shelby wusste, dass er einen noch stärkeren Motor brauchte.  Er warf ein Auge auf Fords 7-Liter-Motor, der in der Serienausführung über 400 PS, getunt sogar 600 bis 700 PS leistete.  Damit war das Chassis des Cobra aber endgültig überfordert.

Mit der Hilfe von Ford entstand nun ein neues Chassis und ging als 427 in Serie.  Die bauchigen Kotflügel und die breiten Reifen ließen den Cobra nun viel aggressiver wirken.  Es gab mehrere Versionen, darunter ein ganz einfaches Modell mit „nur" 425 PS.  

1965 konnte Carroll Shelby endlich eine Weltmeisterschaft gewinnen.  Die Cobras siegten in Daytona, Sebring, Monza, am Nürburgring und in Reims.  Der "fliegende Ziegelstein" hatte Ferrari doch noch besiegt.  Im Oktober 1967 lief der letzte Cobra vom Band.  Insgesamt wurden 916 Cobras gebaut.  Heute sind sie allesamt Sammlerstücke, aber man kann auch wieder neue Cobras kaufen.  AC Cars baut sie an der alten Brooklands-Rennstrecke.

technische Daten 

Typ Cobra 289 und 427, 1965-1967
Motor V-8, vorn angebaut
Hubraum 4,7l oder 7 l
Leistung 284 oder 425 PS
Ventilsteuerung hängende Ventile, Stößelstangen
Gemischaufbereitung Ein oder zwei Holley-Vierfachvergaser
Getriebe Vierganggetriebe
Antrieb Hinterachse
Länge 3850 oder 3960 mm
Aufhängung (vorn)  Schraubenfedern, obere und untere Querlenker, Teleskopstoßdämpfer
Aufhängung (hinten) Schraubenfedern, obere und untere Querlenker, Teleskopstoßdämpfer
Fahrwerk/Karosserie Rohrrahmen Chassis
Karosserieformen Roadster
Breite 1550 oder 1730 mm
Radstand 2820 oder 2920 mm
Spur (vorn/hinten) 1310/1330 oder 1420/1420 mm
Eigengewicht ca. 920-975 kg
Höchstgeschwindigkeit ca. 240 - 280 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 3,97 sek (427)
Gesamtproduktion 1145 (alle Modelle)
delprado verlag

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