Austin  Hearly 100 

 technische Daten

geschrieben von 
Bengt Ason Holm
Member of the Guild of Motoring Writers

Als Leonard Lord von der soeben gegründeten British Motor Corporation (BMC) den Protoypen von Donald Healeys neuen Sportwagen sah, war es eine Liebe auf den ersten Blick. Lord war sofort klar, dass er dieses Auto bauen musste.

Einen Flugzeugabsturz überleben die wenigsten.  Donald Healey schaffte es sogar zweimal, wofür alle Healey-Fans heute noch dankbar sind.

Nach den Abstürzen im Ersten Weltkrieg suchte er sich in den 20er Jahren einen Job in der zivilen Luftfahrt und baute Funkgeräte.  Gleichzeitig erwachte sein Interesse am Motorsport.

1933 fing er bei Riley an; ein Jahr später ging er zu Triumph.  Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wechselte Donald Healey zu Humber, wo er verschiedene Panzerfahrzeuge entwickelte.  Darunter war auch der Humber Scout, dem man Sportwagenqualitäten (!) nachsagte.

Die schnellste Limousine der Welt

1945 gründete er die Donald Healey Motor Company.  In einem Flugzeughangar außerhalb von Warwick baute er aus Komponenten anderer Hersteller seine ersten eigenen Autos.

Darunter war auch der Healey Elliot, eine Limousine von 1946.  Der Elliot hatte einen 2,4-l Motor von Riley, der bei 4500 U/min 104 PS leistete.  Mit einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 170 km/h war der Elliot seinerzeit der schnellste Serienwagen der Welt.

Auf den Elliot folgte der Healey Silverstone.  Von diesem Roadster entstanden nur 105 Stück.  Außerdem arbeitete Healey mit Nash zusammen.  Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit erschien 1950 der Nash Healey.

So entstand der Austin Healey

Am Anfang der 50er Jahre plante Donald Healey den Bau eines neuen Sportwagens, der billiger als der Silverstone werden sollte.  Diesmal wollte er den großen 2,6-1-Vierzylinder aus dem Austin A90 Atlantic benutzen.  Der neue Sportwagen sollte Healey Hundred heißen, denn Healey war ganz sicher, dass er schneller als 100 Meilen (160 km/h) werden würde.

Der Prototyp des Healey Hundred sorgte 1952 bei der London Motor Show für ziemliches Aufsehen.  Der Leiter des BMC-Konzerns, Leonard Lord, war genau so begeistert wie alle anderen Besucher und entschloss sich sofort, diesen Wagen unter dem Namen Austin Healey 100 bauen zu lassen.  Noch vor dem Ende der Ausstellung waren die entsprechenden Verträge unterschrieben.

Gebaut in Bromwich und in Abingdon

Ursprünglich hatte Healey geplant, in seinem alten Hangar fünf Exemplare pro Woche zu bauen; nun aber entschied man sich, den Healey 100 im Austin-Werk in Longbridge zu bauen.  Das Ziel lag nun bei 100 Stück pro Woche, der Preis bei unverschämt günstigen 750 Pfund.

Gebaut wurde der Autstin Healey dann doch nicht in Longbridge, sondern bei Jensen Cars in Bromwich. 1957 wurde die Produktion zu M.G. nach Abingdon verlegt, wo der Austin Healey 100 nun neben dem MGA und dem MGB entstand -eine Tatsache, die die echten Healey-Anhänger bis heute nicht gern hören.

Von Anfang an ein Erfolg

Der Healey 100 war von Anfang an ein Erfolg

und schon im Sommer 1953 konnte das Produktionsziel von 100 Exemplaren pro Woche erreicht werden.  Im gleichen Jahr gab der Healey 100 auch sein Debüt in Le Mans und belegte in seiner Klasse den zweiten und dritten Platz.

ln den Jahren 1953 und 1954 konnte er sogar  mehrere Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, Unter anderem setzte er eine neue 24-Stunden-Rekordmarke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 121,84 km/h.

Der Motor aus dem Austin Atlantic

Die erste Version des Healey 100 hatte, wie bereits erwähnt, den gleichen Motor wie der Austin A90 Atlantic.  Der Stoßstangenmotor hatte einen Hubraum von 2660 cm3 und kam bei 4 000 U/min auf eine Leistung von 90 PS.  Dazu hatte er ein Dreiganggetriebe mit Overdrive für den zweiten und dritten Gang.  Eigentlich handelte es sich ja um ein Vierganggetriebe, aber der erste Gang war gesperrt, weil er im Prinzip nutzlos war: Man konnte genau so gut im zweiten Gang anfahren.  Die hintere Starrachse hing an Blattfedern.  Im Jahr 1955 erhielt der Healey 100 eine Hypoid-Hinterachse.

Die Grundlage bildete ein Kastenrahmen mit Kreuzverstrebung, auf den die Karosserie nicht etwa geschraubt, sondern geschweißt war.  Der Healey 100 wog zunächst 916 kg.  Als die Alu-Karosserie durch ein Kleid aus Stahl ersetzt wurde, stieg das Gewicht auf 976 kg.  Die Höchstgeschwindigkeit lag jenseits der 100 Meilen, nämlich bei etwa 170 km/h.

Vom Healey 100 wurden drei unterschiedliche Versionen gebaut: die Standardversion 100, der getunte 100M, der in Warwick einen Zylinderkopf mit höherer Verdichtung erhielt und dann 110 PS leistete, sowie die Rennversion 100S mit Aluminiumkarosserie, 132 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h.  Von der Standardausführung entstanden 14 612 Stück, vom 100M waren es 1 159, und dazu kamen 55 Exemplare des 100S.

Der Healey 100-6

Im Jahr 1956 wurde der Austin Healey 100-6 vorgestellt.  Der alte Atlantic-Motor war nämlich inzwischen an der Grenze seiner Möglichkeiten angelangt.  So entschied sich BMC, Nägel mit Köpfen zu machen und den 2,0-l-Sechszylinder aus dem Austin A90 einzubauen.  So entstand ein neuer Klassiker.  Inzwischen sind alle Austin Healeys äußerst populär und beliebte Sammlerstücke.

technische Daten 

Typ Hearly 100, 1953-1956
Motor Frontmotor, Vierzylinder
Hubraum 2,6 l
Leistung 90 PS bei 4000 U/min
Ventilsteuerung hängende Ventile, Stößelstangen
Gemischaufbereitung zwei SU-Vergaser H6
Getriebe Dreiganggetriebe, Overdrive
Antrieb Hinterachse
Länge 3840 mm
Aufhängung (vorn)  Einzelradaufhängung mit  Schraubenfedern und Dreieckquerlenkern 
Aufhängung (hinten) Starrachse mit halbelliptischen Blattfedern
Fahrwerk/Karosserie Kastenrahmen
Karosserieformen Roadster
Breite 1532 mm
Radstand 2268 mm
Spur (vorn/hinten) 1240/1260 mm
Eigengewicht 916-976 kg je nach Karosserie
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 11,7 sek
Gesamtproduktion 15826 Stück
delprado verlag

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