Bugatti Royale  

technische Daten

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

Der Royale war eines der extravagantesten und größten Automobile aller Zeiten. Er war sogar größer und teurer als der legendäre Rolls-Royce Silver Ghost. Ettore Bugatti nannte ihn Royale, weil er hoffte, ihn  an gekrönte Häupter verkaufen zu können. Er hatte aber kein Glück: kein König kaufte einen Royale, und er brachte es nur auf sechs Exemplare. Allerdings existieren alle davon heute noch.

In der Geschichte des Hauses Bugatti waren die Jahre zwischen 1925 und 1930 mit Sicherheit die erfolgreichsten.  Die Autos ließen sich hervorragend verkaufen und waren auch bei Rennen äußerst erfolgreich. Bugatti war auch auf vielen anderen Gebieten tätig und hoffte auf einen Auftrag der französischen Luftfahrt über einen V-16-Flugmotor. Aus vielen Gründen zerschlug sich diese Hoffnung, aber eine Zylinderreihe dieses Flugmotors sollte schließlich als Grundlage für den Motor des Typ 41 Royale dienen.

Das beste Auto der Welt

Seit 1913 hatte Ettore Bugatti sich vorgenommen, ein Auto zu bauen, das alle anderen in den Schatten stellen konnte.  Im Jahr 1926 war es endlich so weit, als Bugatti den Prototypen des Typs 41 vorstellte und ihm die Bezeichnung "Royale" gab.  Das riesige Fahrzeug hatte einen 8-Zylinder-Reihenmotor mit 14,7 l, später 12,6 l Hubraum.

Angeblich soll der Motor des Prototypen 300 PS bei 1700 U/min geleistet haben, wobei wohl ein bisschen Übertreibung mit im Spiel war.  Ein Wert von 200 PS ist da wohl realistischer.  Es handelte sich aber mit Sicherheit um einen der größten Serienmotoren Oberhaupt, gar nicht so sehr wegen des enormen Hubraums, sondern vielmehr wegen der sagenhaften Länge von 1,4 m. Der Motorblock war, wie man es von Bugatti gewohnt war, optisch elegant wie eine Skulptur.

Die Auslegung folgte dem gewohnten Bugatti-Muster mit einer oben liegenden Nockenwelle und drei Ventilen pro Zylinder.  Dabei hatte man die Wahl zwischen Magnet- und Batteriezündung.  Der Motorblock brachte 394 kg auf die Waage; allein die Kurbelwelle war 100 kg schwer und hatte so viel Massenträgheit, dass auf eine Schwungscheibe verzichtet werden konnte.  Das Dreiganggetriebe war an der Hinterachse montiert.  Der zweite Gang war direkt übersetzt, während der dritte praktisch wie ein Overdrive funktionierte.

Das teuerste Auto der Welt

Der Radstand dieses riesigen Automobils betrug 4 292 mm; ein zeitgenössischer Rolls-Royce Phantom I begnügte sich mit 3 660 mm.  Der modernere Mini kommt sogar mit 2 040 mm aus.  Schon der Preis für das Chassis war immens, und der Kaufinteressent musste ja auch noch eine Karosserie bei einem der damals noch reichlich vertretenen Karosserieschneider in Auftrag geben.  Bugatti baute denn auch nur sechs Exemplare, die allerdings heute alle noch existieren.  Sie waren aber alle so teuer, dass sie für einen Normalsterblichen ohnehin nicht in Frage kamen.

Nur sechs Exemplare

Der Bau dieser Exemplare zog sich über längere Zeit hin.  Das erste Exemplar, der Prototyp, wurde zunächst mit einer offenen Packard-Karosserie ausgestattet.  Dabei sollte es aber nicht bleiben, denn er brachte es noch auf vier weitere Karosserien.  Dieser Wagen überlebte den Krieg im familieneigenen Schloss von Ermenonville unter Bewachung, bis er schließlich an den Sammler Fritz Schlumpf verkauft wurde.  Derzeit steht er im französischen Nationalen Automobilmuseum in Mülhausen.

Wage Nr. 2 konnte verkauft werden, und zwar an den Pariser Couturier Armand Esders.  Er erhielt eine wunderbare Spider-Karosserie.  Da sein Besitzer absolut nicht die Absicht hatte, im Dunkeln zu fahren, ließ man sogar die Scheinwerfer weg.  Später wurde das Fahrzeug zum Coupé de Ville umgebaut und wurde schließlich für die Harrah-Sammlung in Reno erworben.  Der nächste Käufer war General William Lyon in Newport Beach.  Im Jahr 1999 der Royal schließlich an den Vorstandsvorsitzenden von VW, Ferdinand Piëch.

Wagen Nr. 3 wurde im Auftrag von Dr. Josef Fuchs aus München gebaut.  Die Karosserie stammte von Ludwig Weinberger, ebenfalls aus München.  Im Jahr 1943 wurde das Fahrzeug auf einem Schrottplatz in der Nähe von New York entdeckt und anschließend wieder zu alter Pracht restauriert.  Es ist heute im Ford-Museum in Dearborn zu bewundern.

Das vierte Fahrzeug ging 1933 an Captain Cuthbert Foster in England.  Es hatte eine nicht besonders aufregende Karosserie, die bei Hooper in London gebaut worden war.  Später ging es in den Besitz des amerikanischen Sammlers John Shakespeare über.  In den 70er Jahren wurde es zusammen mit 30 weiteren Bugattis von den Brüdern Schlumpf gekauft und gehört heute zu den Ausstellungsstücken im französischen Nationalen Automobilmuseum in Mülhausen.

Der fünfte Royale war eine zweitürige Limousine vom Pariser Karosserieschneider Kellner.  Er wurde 1932 bei der Olympia Motor Show gezeigt und sollte doppelt so viel kosten wie der teuerste ausgestellte Rolls-Royce.  Er blieb bis nach dem Krieg im Besitz der Familie Bugatti und wurde später an den amerikanischen Rennfahrer Briggs Cunningham verkauft.  Im November 1987 wurde er bei einer Auktion von einem schwedischen Sammler ersteigert.  Danach befand er sich eine Zeit lang im Besitz des japanischen Sammlers Fusaro Seikiguchi, bis er schließlich von Volkswagen gekauft wurde.

Wagen Nr. 6 wurde von Jean Bugatti persönlich als Reiselimousine karossiert und entstand im Werk der Familie.  Er blieb lange im Besitz der Familie und wurde dann ebenfalls an Briggs Cunningham verkauft.  Er ging dann an die Harrah-Sammlung und hatte später zahlreiche weitere Besitzer.  Heute gehört er Thomas S. Monaghan.

Der Mythos

Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass nur sechs Royale gebaut wurden, aber es hält sich hartnäckig der Mythos von einem siebten Fahrzeug, der die Sammler immer wieder fasziniert.  Es gibt diesen Wagen tatsächlich, aber es handelt sich um eine Kopie des Esders-Wagens, der aus Originalteilen gebaut wurde, nachdem die Brüder Schlumpf 1963 bei der Schließung des Werks den Nachlass erworben hatten.

In der Geschichte des Automobils wurde nie wieder ein Wagen wie der Bugatti Royale gebaut.  Er ist ein Denkmal für den energischern und fleißigen Ettore Isidoro Bugatti, der am 21. August 1947 starb.

technische Daten 

Typ Royale, 1926 - 1933
Motor Reihenachtzylinder, vorn eingebaut 
Hubraum  12,8 l (Prototyp 14,7 l)
Leistung vermutlich 200 PS bei 2000 U/min
Ventilsteuerung eine oben liegende Nockenwelle
Gemischaufbereitung ein Doppelvergaser Bugatti-Schebler
Getriebe Dreiganggetriebe
Antrieb Hinterachse
Länge ab 6700  mm, je nach Karosserie
Aufhängung (vorn) Starrachse mit Halbelliptikfedern 
Aufhängung (hinten) Starrachse mit zwei Paaren Viertelelliptikfedern
Fahrwerk/Karosserie Stahlprofilrahmen mit x-förmigen Verstrebungen
Karosserieformen Coupé, Coupé de Ville, Cabriolet
Breite unbekannt
Radstand 4292 mm
Spur (vorn/hinten) 1595 mm
Eigengewicht ca. 3200 kg
Höchstgeschwindigkeit ca.160 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) unbekannt
Gesamtproduktion 6 Stück
delprado verlag

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