Chevrolet  Corvette

 technische Daten  

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

Viele Automobile sind deshalb entstanden, weil man der Konkurrenz etwas Besseres entgegensetzten wollte. Das geschah auch  Chevrolet, als GM-Designer und Sportwagenenthusiast Harley Earl den Vorstand des Unternehmens bat, einen Sportwagen zu bauen, der mit dem seinerseits in den USA ungemein beliebten Jaguar XK120 mithalten konnte. Das Ergebnis war die Chevrolet Corvette.

Das Projekt "Corvette" wurde 1952 als sogenanntes "Dream Car" gestartet.  Diese Modelle wurden in den 50er Jahren in den USA häufig eingesetzt, um bei Ausstellungen die Reaktion des Publikums zu testen.  Viele dieser Autos waren fantasievolle Stilübungen, aber in der Praxis nicht zu gebrauchen.  Einige Details tauchten oft aber Jahre später bei Serienmodellen auf.

Erstes Serienauto mit GFK-Karosserie

Als die Corvette 1953 in die Produktion ging, war sie weltweit das erste Serienmodell mit GFK-Karosserie.  Diese Karosserie sah von außen durchaus sportlich aus, aber der alte 318-l-Sechszylinder Blue Flame und das Zweigang – Powerglide - Automatikgetriebe passten überhaupt nicht zu den sportlichen Ambitionen.  Dieses Getriebe war schon bei anderen Modellen unbeliebt gewesen, und auch die Fahreigenschaften ließen zu wünschen übrig.

So lief der Verkauf zögerlich an.  Ende 1954 saßen die Händler auf 1500 unverkauften Corvettes.  Das schien das Ende des ehrgeizigen Projekts zu sein.  Der Preis lag damals bei 3523 Dollar, das Doppelte von dem, was Earl im Sinn hatte.  Schließlich wurde aus der Corvette ein Auto für die Besserverdienenden.  Das war zunächst aber nicht abzusehen.

Ein neuer V8 rettet die Corvette

1955 stellte Chevrolet seinen neuen V8 vor, und die Sache kam ins Rollen.  Der Motor leistete von 210 PS, verbunden mit einem handgeschalteten Dreiganggetriebe.  In der Standardausführung lag die Höchstgeschwindigkeit bei 190 km/h, aber es gab auch einen 225-PS-Motor mit Doppelvergaser.

1957 wurde der V8 auf 4,6 l vergrößert und auf Wunsch mit einer Rochester-Benzineinspritzung kombiniert.  Diese war aber unzuverlässig und brachte es nur auf 240 Exemplare.  Sie brachte die Leistung auf 283 PS bei 6200 U/min, eine ungewöhnlich hohe Drehzahl für einen amerikanischen V8. Die Höchstgeschwindigkeit lag ebenso wie beim Jaguar XKl40 damals bei 215 km/h.  Ende 1957 gab es endlich auch das wunderbare voll synchronisierte Borg-Warner-Vierganggetriebe,

Mr.  Corvette

Die ständigen Leistungssteigerungen sind einem Mann zu verdanken, der später als Mr. Corvette bekannt wurde: Zora Arkus-Duntov.  Im Jahr 1962 holte er schon 360 PS aus dem inzwischen 5,3 l großen Motor. 1960 lag die Produktion erstmals über 10 000 Stück im Jahr, und Chevrolet konnte endlich mit der Corvette Geld verdienen.  

Daneben stellten sich auch die ersten Rennerfolge ein.  Zwischen 1958 und 1963 gewann die Corvette jedes Jahr die Klasse B in der SCCA - Meisterschaft. 1969 konnte sie unter der Leitung des legendären Briggs Cunningham den achten und zehnten Platz in Le Maus belegen – wirklich eine große Leistung angesichts von Konkurrenten wie Ferrari und Aston Martin.

Sting Ray - die wahre Corvette?

Für einige Enthusiasten beginnt das Leben der Corvette allerdings erst mit dem Sting Ray von 1963. Er sorgte für enormes Aufsehen und war bis auf den 5,3-l-Motor ein völlig neues Auto. Die neue Karosserie hatte vorn Klappscheinwerfer.  Zum ersten Mal gab es auch ein richtiges Coupé.  Die ersten Ausführungen mit der geteilten Heckscheibe sind heute ganz besonders gefragt.

Die Straßenlage wurde durch Einzelradaufhängung rundum verbessert.  Vorn gab es Trapez-Dreiecksquerlenker und Schraubenfedern, hinten Querblattfeder mit Längs- und Querlenkern.

Der Kunde konnte zwischen verschiedenen Motoren wählen; der stärkste hatte 360 PS. Neben dem handgeschalteten Vierganggetriebe wurde auch die Zweigang – Powerglide - Automatik, angeboten.  Mit dem 250-PS-Motor lag die  Höchstgeschwindigkeit bei 235 km/h.

Neue Verkaufsrekorde

Im ersten Jahr konnten bereits 21 513 Sting Ray an den Mann bzw. an die Frau gebracht werden.  Das war das beste Verkaufsergebnis bislang. 1964 verschwand das geteilte Heckfenster, und 1965 wurde der Sting Ray mit Scheibenbremsen ausgerüstet.  Inzwischen wurden fünf verschiedene Motoren angeboten.  Spitzenmotorisierung war ein 6,5-l mit 425 PS.

Damit war der Sting Ray aber noch nicht am Ende.  Im Rahmen des "Wettrüstens" erschien 1968 der L88.  Dieser 7-l-Motor hatte eine Leistung von 435 PS.  Das Fahrzeug mit dem L88 hieß nicht mehr Sting Ray, und die theoretische Höchstgeschwindigkeit lag bei 275 km/h.  Im Renntrimm wurden es sogar 560 PS, eine enorme Zahl für einen Motor mit Stößeln.

Das Modell von 1968 war optisch verändert und trug einige Elemente des Experimentalmodells Mako Shark II.

1969 tauchte der Name Sting Ray als Stingray wieder auf.  Doch hier soll unsere Geschichte enden.  Die Corvette gibt es natürlich immer noch.  Vom klassischen Modell wurden mehr als 118 964 Exemplare gebaut.

 

technische Daten 

Typ   Corvette 1953-1969
Motor Sechszylinder-Reihenmotor oder V-8
Hubraum 3,8; 5,3; 6,4; 7,0 und 7,4l
Leistung 150 - 435 PS
Ventilsteuerung Stößelstangen, hängende Ventile
Gemischaufbereitung Vergaser oder Benzineinspritzung
Getriebe Zwei-, Drei oder Viergang, Zweigangautomatik
Antrieb Hinterachse
Länge 4250-4635 mm
Aufhängung (vorn)  Einzelradaufhängung mit Trapez-Dreiecksquerlenker und Schraubenfedern
Aufhängung (hinten) Einzelradaufhängung mit Querblattfeder und Längs- und Querlenkern
Fahrwerk/Karosserie Kastenrahmen mit Kreuzverstärkung
Karosserieformen Kunststoffkarosserie, Roadster oder Coupé
Breite 1830-1750 mm
Radstand 2500 mm
Spur (vorn/hinten) 1450/1500 - 1490/1500  mm
Eigengewicht 1230-1500 kg
Höchstgeschwindigkeit 165 - 275 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) (1962) 5,9  sek, (1968) 5,4 sek
Gesamtproduktion  118964 Stück (klassisches Modell)
delprado verlag

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