Mercedes-Benz 350Sl 

     technische Daten

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

Der 350SL war ein schnelles, zuverlässiges und komfortables Cabriolet, aber kein klassischer Sportwagen. Vor exklusiven Restaurant oder vor dem Golfclub war er genau am richtigen Platz.

Das Kürzel SL stand für „Super Leicht" und zierte erstmals den unvergesslichen 300SL aus den 50er Jahren.  Das war ein echter Supersportwagen, der je nach Übersetzung auf der Autobahn 235 bis 260 km/h schaffte - da konnte damals allenfalls ein Ferrari mithalten.  Der 300SL hatte einen 215 PS starken 3-l-Sechszylinder mit Benzineinspritzung und wurde zwischen 1954 und 1963 gebaut.

Damals gab es noch einen zweiten SL, und zwar den 190SL.  Er war kleiner als der 300SL und hatte einen 1,9-1-Vierzylinder, der es auf 105 PS brachte.

230, 250 und 280SL

Die Fertigung der 300SL und 190SL wurde im Februar 1963 eingestellt.  Schon im folgenden Monat aber kam in Genf der 230SL als Nachfolger heraus.  Er war breiter und bot mehr Innenraum.  Das neue Modell hatte den 2,3-l-Sechszylinder mit Benzineinspritzung aus dem 220SEb.  Im 230SL leistete er 150 PS.  Die Höchstgeschwindigkeit lag zwischen 190 und 200 km/h (Automatik bzw.  Schaltgetriebe).  An den Vorderrädern verzögerten nun Scheibenbremsen.

Es gab drei Versionen: einen Roadster mit Verdeck, ein Hardtopcoupé und ein Roadster-Coupé, das mit Verdeck und Hardtop geliefert wurde.  Wegen des nach innen hin abfallenden Dachs erhielt der 230SL den Spitznamen "Pagode".  Kurz nach der Vorstellung gewann Eugen Böhringer die prestigeträchtige Rallye Spa-Sofia-Lüttich.  Damit war der 230SL auch als Sportwagen anerkannt.  Zwischen 1963 und 1967 wurden insgesamt 19 831 Exemplare des 230SL gebaut.

Viele Kunden genügten die Leistungen des 230SL aber nicht.  Um ihnen entgegenzukommen, baute Mercedes eine siebenfach gelagerte Version des Motors, die auf 2,5 l aufgebahrt war.  Der 250SL hatte Scheibenbremsen an allen Rädern.  Er wurde von 1966 bis 1968 gebaut und brachte es nur auf 5196 Stück.

Ihm folgte der 280SL, der den neu entwickelten Motor aus dem 280SE hatte.  Dieser 2,8-l Sechszylinder leistete 170 PS bei 5750 U/min.  Der 280SL galt als die beste dieser drei Versionen.  Zwischen 1968 und 1971 verließen immerhin 23 885 Exemplare die Bänder.

Die dritte Generation des SL

1970 wurde der 350SL als Nachfolger der 230/250/280SL vorgestellt.  Er hatte einen etwas längeren Radstand und war 245 kg schwerer als seine Vorgänger.  Der Sechszylinder war aber inzwischen 20 Jahre alt und wurde den mittlerweile strengeren amerikanischen Abgasvorschriften nicht mehr gerecht.  Deshalb erhielt der 350SL den neuen V8 aus der S-Klasse.  Bei einem Hubraum von 3,5 Litern leistete er 200PS.

Der 350SL unterschied sich außergewöhnlich stark von seinem Vorgänger, was von Mercedes aber auch beabsichtigt war.  Die Mercedes-Ingenieure sagten: "Das Konzept ist ja unverändert geblieben -aber alle Teile und auch viele Ideen sind völlig neu."

Grundlage war ein schneller, komfortabler Zweisitzer, wahlweise offen oder geschlossen, der optimalen Luxus bot.  Straßenlage oder Bremsen mussten der Höchstgeschwindigkeit angepasst sein.  Also kamen für Lenkung, Bremsen und Fahrwerk nur die besten Komponenten in Frage.  Der geforderte Luxus brachte natürlich auch ein entsprechendes Gewicht mit sich.

Die meisten Bauteile stammten von den Mittelklassemodellen, die Karosserie hingegen zeigte deutliche Anklänge an die S-Klasse.  Der 350SL zeigt eine leichte Keilform, allerdings war die Front nicht so weit heruntergezogen wie bei anderen Sportwagen,

Viele neue Ideen

Der 350SL bot zahlreiche neue Ideen zu Ergonomie, Komfort und Zweckmäßigkeit.  Man sah deutlich, dass die Ingenieure sieben Jahre für die Entwicklung gebraucht hatten.  Als erstes fallen die Instrumente ins Auge.  Die Gestaltung in Schwarz auf Weiß war damals hochmodern.

Die Sitze waren höher angeordnet als bei einem richtigen Sportwagen.  Neu waren die automatischen Dreipunkt-Sicherheitsgurte, die sich nach der Benutzung automatisch aufrollten -etwas, was für uns heute selbstverständlich ist.  Der 350SL hatte nur zwei Plätze.  Fahrer und Beifahrer waren durch die hoch anfragende Mittelkonsole getrennt.

Der 350SL hatte das neueste Fahrwerk von Mercedes, das mit dem 250 von 1968 eingeführt worden war.  Vorn verfügte er recht konventionell über obere und untere Dreieckslenker, Teleskopfederbeine, Schraubenfedern und einen Stabilisator.  So wurde auch das Eintauchen beim Bremsen verhindert.  Die Pendelachse hinten hatte Schräglenker, Teleskopfederbeine, Schraubenfedern und einen Stabilisator.

Angenehm zu fahren

Der 280SL lag bereits gut auf der Straße, aber der 350SL glitt noch sanfter über große und kleine Unebenheiten -ganz gleich, wie schnell er war.  Die Bremsen waren ausgezeichnet und zeigten dank der belüfteten Scheiben vorn keinerlei Fadingerscheinungen.

Der 350SL war zu seiner Zeit der absolute Luxus Zweisitzer.  Man konnte mit ihm schnell und komfortabel reisen.

technische Daten 

Typ 350SL (R 107 E 35) 1970-1980
Motor V 8
Hubraum 3,5 l
Leistung 200 PS bei 5800 U/min
Ventilsteuerung eine oben liegende Nockenwelle
Gemischaufbereitung mechanische Bosch-K-Jetronic
Getriebe Vier - oder Fünfganggetriebe oder Automatik
Antrieb Hinterachse
Länge 4300 mm
Aufhängung (vorn)  Querlenker mit Schraubenfedern und Silentblöcken
Aufhängung (hinten)  Pendelachse mit Schräglenkern,  Schraubenfedern und Silentblöcken
Fahrwerk/Karosserie selbst tragend
Karosserieformen Roadster, Hardtop oder Coupé
Breite 1790 mm
Radstand 2460 mm (SLC 2820 mm)
Spur (vorn/hinten) 1452/1440 mm
Eigengewicht 1600 kg (SLC 1650  kg)
Höchstgeschwindigkeit 212 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 9 -10 sek
Gesamtproduktion 18304 Stück
delprado verlag

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