Morgan Plus Four

  technische Daten

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

 

Die meisten Autos kommen früher oder später aus der Mode. Einige Modell sind sehr langlebig, müssen dafür viele Änderungen hinnehmen. Sie werden ständig aktualisiert, und auch die Produktion wird immer weiter rationalisiert. Aber für den  Morgan gilt das alles nicht!

Im Jahr 1909 baute Henry Frederick Stanley Morgan, Sohn des Vikars von Stoke Lacy, sein erstes Auto.  Das kleine Dreirad hatte einen Peugeot-Motor und war für den persönlichen Gebrauch gedacht.  Niemand konnte ahnen, dass dies der Ursprung der Morgan-Werke werden würde.

Das kleine Dreirad kam so gut an, dass Morgan drei weitere Exemplare baute und 1910 bei der Olympia Motor Show ausstellte.  Es handelte sich um Einsitzer, die mit unterschiedlichen JAP-Motoren bestückt waren.  Diese Motoren wurden später weltberühmt - allerdings als Antrieb für Speedway-Motorräder.

Bald kamen die ersten Bestellungen, aber H.F.S. Morgan merkte schnell, dass der Markt nach Zweisitzern verlangte.  Dennoch blieben die Dreiräder bis 1950 im Morgan-Programm.

Vierrädrige Morgans

Mitte der 30er Jahre war klar, dass die Firma mit Dreirädern allein nicht überleben konnte.  So erschien im Dezember 1935 der erste vierrädrige Morgan.  Das neue Auto hieß 4/4 und trat in der gleichen Klasse an wie der M.G. Midget P. Der 4/4 hatte einen Coventry-Climax-Seitenventiler von 1122 cm3, der bei 4500 U/min 4 PS leistete.  Die vordere Radaufhängung wurde vom Dreirad übernommen, und diese ungewöhnliche Konstruktion wird, allerdings in abgeänderter Form, heute noch bei Morgan benutzt.

Die vorderen Räder waren einzeln aufgehängt.  Sie waren an Schraubenfedern und senkrechten Führungsrohren geführt.  Diese Art der Radaufhängung hatte bereits der berühmte Lancia Lambda aus den 20er Jahren vorzuweisen.

Der 4/4 war von Anfang als Zweisitzer oder als Viersitzer lieferbar. 1938 kam noch ein zweisitziges Cabriolet dazu.  Der Absatz lief nur schleppend an.  Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnten nur 887 Stuck verkauft werden.

Ab 1945 entstanden wieder einzelne Exemplare, ein Jahr später lief die Produktion wieder. 1950 stellte Standard die Fertigung der Motoren ein, die Morgan in den 4/4 eingebaut hatte.  So verschwand der 4/4.

Der Plus Four

Im gleichen Jahr brachte Morgan den neuen Plus Four.  Er ähnelte dem 4/4, hatte aber bei Radstand und Spurweite zugelegt.  Der Motor kam wiederum von Standard.  Diesmal war es die 2088-cm3 Maschine aus dem Vanguard.  Neu waren auch die hydraulischen Girling-Bremsen.  Mit dem Namen Plus Four sollte herausgestellt werden, dass der neue Morgan größer war als der 4/4.  Ein Jahr nach der Vorstellung wurde das Kühlerabzeichen auf eine kleine Platte oben im Kühlergrill montiert.  Zunächst hatte es noch direkt auf den Rippen des Kühlergrills gesessen. 1954 erhielt der Plus Four einen neuen Kühlergrill mit leicht gewölbten Rippen.  So wird er auch heute noch gebaut.

Ab 1953 gab es neben dem Vanguard-Motor auch einen 1991-cm3-Motor aus dem Triumph TR 2. Er leistete 90 PS bei 4800 U/min und brachte den Plus Four auf echte 160 km/h.  Ein Jahr später erhielt er die 100-PS Maschine aus dem TR 3, 1961 den 2138-cm3-Motor aus dem TR 4 (104 PS) und schließlich den gleich starken Motor aus dem TR 4A.

Der schnellste Plus Four war der zwischen März 1961 und Januar 1968 gebaute Super Sport.  Er wurde von Chris Lawrence getunt.  Mit zwei Weber-Vergasern brachte der Motor 125 PS bei 5500 U/min und beschleunigte den Plus Four in 8 Sekunden auf 100 km/h.  Der letzte Plus Four wurde im Dezember 1969 gebaut.  Insgesamt brachte er es auf 4098 Exemplare.

Der Plus Four im Rennen

Der Plus Four war bei Rallyes sehr erfolgreich und gewann unter anderem 1954 die Schottland Rallye.  Die von Chris Lawrence getunten Plus Four konnten sich auch auf der Rennstrecke durchsetzen.  Der größte Erfolg war der 13.  Platz von Chris und Richard Sheppard-Barron 1962 bei den 24 Stunden von Le Maus.  Das bedeutete gleichzeitig den Sieg in der 2-Liter-Klasse, trotz der starken Konkurrenz von Porsche.  Viele Jahre danach war der Plus Four noch bei Clubrennen erfolgreich.

Das Plus Four Coupé

Ungewöhnlich war das hübsche Morgan Plus Four Plus Coupé.  Die Linien der Kunststoffkarosserie erinnerten etwas an den Jaguar XK 150.  Es wurden aber nur 25 Exemplare gebaut, weil die konservative Morgan-Kundschaft das Design wohl für zu modern hielt.

Die Rückkehr des Plus Four

1984 kehrte der Plus Four mit unveränderter Karosserie zurück.  Nun hatte er einen 130 PS starken 1995-cm3 Motor von Fiat mit zwei oben liegenden Nocken ellen. 1985 wurde aber die Produktion des Fiat Argenta und damit auch die des Motors eingestellt.  Schon wieder stand Morgan ohne Motor da.  Die Stiche nach einem passenden Triebwerk wurde immer schwieriger, weil es fast nur noch Autos mit Frontantrieb gab.

Der Plus Four wurde bis 1986 eingestellt und erhielt dann einen neuen Motor von Rover.  Der 1994 cm3-Sechzehnventiler mit zwei oben liegenden Nockenwellen leistete 138 PS.  Dieses Modell ist auch nach der Jahrtausendwende noch im Programm und wird immer noch nach den Produktionsmethoden der 30er Jahre gebaut.

technische Daten 

Typ Plus Four, 1961-1969
Motor Frontmotor, Vierzylinder (TR4/TR4A)
Hubraum 2138 cm3
Leistung 104 PS bei 4750 U/min
Ventilsteuerung hängende Ventile, Stößelstangen
Gemischaufbereitung zwei Stromberg-CD-Vergaser
Getriebe synchronisiertes Vierganggetriebe 
Antrieb Hinterachse
Länge 4690 mm
Aufhängung (vorn)  Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und senkrechten Führungsrohren
Aufhängung (hinten) Starrachse mit Halbelliptik-Blattfeder
Fahrwerk/Karosserie Kastenrahmen/Karosserie auf Eschenholzrahmen
Karosserieformen Zwei- oder Viersitzer, Cabriolet
Breite 1420 mm
Radstand 2440 mm
Spur (vorn/hinten) 1190/1190 mm
Eigengewicht ca. 862 kg
Höchstgeschwindigkeit 175 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) ca. 10  sek
Gesamtproduktion 1523 Stück
delprado verlag

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