Pontiac GTO "The Judge"  

technische Daten

Pontiac the Judge.jpg (57958 Byte)

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

 

1956 stand Pontiac kurz vor dem Ende. In einem letzten Versuch, die Marke zu retten, zog GM seine Trumpfkarte aus dem Ärmel - Semon "Bunkie" Knudsen. Sein Motto war: " Du kannst einem alten Mann ein Auto für junge Leute verkaufen, aber nie einem jungen Mann eines für alte Leute." 

Pontiac

Knudsen hatte eine Umfrage veranstalten lassen und erfuhr, dass Pontiac in den Augen der Leute kein richtiges Image hatte. Die Leute hatten nichts gegen Pontiac, fühlten sich aber nicht gerade davon angezogen. Lange Zeit galt der Pontiac als "Lehrerauto".

Das fehlende Image gab Knudsens Team aber auch die Chance, von Null anzufangen und seine Vorstellungen zu verwirklichen.

Der erste Schritt war einfach und eher symbolisch zu werten. 1958 entfernte er die beiden Chromstreifen auf der Motor- und Kofferraumhaube. Diese Streifen hatten ursprünglich Schweißnähte verdeckt, waren aber im Lauf der Zeit zu einem reinen Stylinggag geworden. So blieben sie dem Pontiac auch noch erhalten, als die Hauben längst aus einem Stück hergestellt wurden.

Daneben ließ Knudsen Tuningteile für den 1955 vorgestellten 180 PS starken 4,7-l-V8 entwickeln. Plötzlich konnte man einen 300 PS starken Pontiac kaufen, der für mehr als 200 km/h gut war. Das war bestimmt kein "Lehrerauto" mehr.

In den folgenden Jahren legte der Hubraum immer weiter zu, von 5,7 l im Jahr 1955 über 6,1 l 1958 bis hin zu 6,4 l im Jahr 1959. Pontiac schlug sich auch auf den Rennstrecken hervorragend und holte zwischen 1957 und 1963 69 NASCAR-Siege. 1963 stellte GM dann alle Rennsportaktivitäten ein.

Für Pontiac tat sich ein gewaltiges Loch auf. Was nützte das gerade mit den leistungsfähigen Sportwagen erworbene Image, wenn es keine Rennen mehr gab? Genau hier setzte der GTO an - die Bezeichnung gab es bis dahin natürlich noch nicht.

Eine Verschwörung

John Z. DeLorean und Jim Wangers machten sich daran, den Traum zu verwirklichen. Sie beschlossen, einen großen V8 in einen Pontiac-Mittelklassewagen zu setzen. Dafür wurde der Tempest ausgewählt.

DeLorean und Wangers trugen die Idee Geschäftsführer Bob Estes vor. Der war so begeistert, dass er bereit war, die geheimen Aktivitäten der beiden Männer zu unterstützen. Sie wollten den Vorstand davon überzeugen, dass sie keinen verkappten Rennwagen bauen wollten, sondern einen Hot Rod für den besseren Herren.

Das Auto wurde unter größter Geheimhaltung gebaut und war im Herbst 1963 fertig. Danach nahm DeLorean das Risiko auf sich, den Prototypen zu ausgewählten Händlern zu fahren. Er sagte, dass eine limitierte Auflage gebaut werden sollte und bat um Bestellungen.

Der Vorstand war empört, als er vor vollendeten Tatsachen stand und weigerte sich natürlich, den Wagen zu bauen. Daraufhin zeigte DeLorean den Stapel der eingegangenen Bestellungen und erhielt doch noch grünes Licht. Man beschloss, 5000 Exemplare zu bauen. Das war die
Geburtsstunde des GTO.

Mit dem GTO wollte man den Sportwagenfreunden ein amerikanisches Auto anbieten, das sich vor den europäischen Sportwagen nicht verstecken musste. Wangers sah den Pontiac Tempest GTO als "den ersten schnellen Straßenwagen, der etwas hermachte, auf junge Leute ungemein attraktiv wirkte und trotzdem bei Kälte bereitwillig ansprang". Der erste GTO hatte einen 325 PS starken 6,4-l-V8 mit einem Vierfachvergaser, aber es gab auch eine Version mit 345 PS.

Von Anfang an erfolgreich

Die Reaktion der Kunden war so begeistert, dass die Limitation aufgehoben wurde und bereits 1964, im ersten Produktionsjahr, 32 Stück vom 450 GTO an den Mann gebracht wurden. GTO stand für Grau Turismo Omologato, aber die Amerikaner hatten viele andere Bedeutungen parat: "Great to Operate" (Fährt großartig) oder "Gets Tickets Oftener" (Sammelt Strafzettel schneller).

1966 wurde der GTO aus der Tempest-Reihe herausgenommen. Die Coupé- bzw. Cabriolet/Karosserie blieb aber die Gleiche. Auch der Hubraum blieb unverändert bei 6,4 l, aber die Leistung stieg von 333 PS auf 360 PS.

1967 ging der Absatz zurück, aber 1968 war der GTO wieder da. Schließlich hatte er begeisterte Fahrer und gute Kritiken in den Fachzeitschriften.

Der "Judge"

Im Dezember 1968 stellte Pontiac die Spitzenversion "The Judge" vor. Dieser merkwürdige Name kam von einem Spruch aus einer beliebten TV-Serie ("Here come da Judge"). Viele Fans hatten auf eine echte Konkurrenz zu dem neuen, ungemein populären Plymouth Road Runner gehofft. Aber der "Judge" wurde nie zu einem echten Erfolg - die Fans fanden den Namen aus einer Fernsehserie einfach unpassend.

Der "Judge" war im Prinzip immer noch der alte GTO - er unterschied sich nur durch den großen Spoiler auf dem Kofferraumdeckel und die im Kühlergrill versenkbaren Scheinwerfer. Angetrieben wurde er durch einen 6,5-l-V8 mit 366 PS. 1969 ließen sich noch 6833 "Judges" verkaufen, darunter 109 Cabriolets. Das wachsende Umweltbewusstsein ließ den Absatz aber in den Keller rutschen. Der letzte "Judge" wurde 1971 gebaut.

technische Daten

Typ GTO "The Judge", 1969
Motor vorn eingebauter Ram-Air V-8
Hubraum 6,5 l
Leistung 366 PS (auf Wunsch 370 PS)
Ventilsteuerung hängende Ventile, Stößelstangen
Gemischaufbereitung ein Rochester-Veirfachvergaser
Getriebe Vierganggetriebe oder Zweigangautomatik
Antrieb Hinterachse
Länge  4690 mm
Aufhängung (vorn) Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und Dreieckslenker
Aufhängung (hinten) Starrachse mit Halbellipik-Blattfedern und Längslenkern
Fahrwerk/Karosserie mittragende Karosserie
Karosserieformen Coupé oder Cabriolet
Breite 1845 mm
Radstand 2745 mm
Spur (vorn/hinten) 1600/1625 mm
Eigengewicht ca. 1500 kg (Coupé)
Höchstgeschwindigkeit 200 - 225 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) ca. 6,6 sec.
Gesamtproduktion 6833 Stück
delprado verlag

zurück           oben