Renault Sport Spider 

technische Daten

mehr Bilder

geschrieben von:

Bengt Ason Holm

Member of the Guild of Motoring Writers

 

Als Renault den Sport Spider vorstellte, waren viele Fachleute der Meinung, ein reines Designprojekt zu sehen. Sie sollten sich täuschen. Renault meinte es ernst und baute den kleinen aufregenden Sportwagen tatsächlich.

Die Wurzeln von Renault reichen zurück in das Jahr 1898, als Louis Renault aus Billancourt seinen ersten Kleinwagen mit Rohrrahmenchassis baute.  Der 198 m³ (nach anderen Quellen 270 cm³) große Einzylinder kam vom berühmten Hersteller De Dion.

Louis Renault wollte gar kein Automobilhersteller werden, aber seine Freunde waren so begeistert, dass sie ebenfalls so ein Auto wollten.  Daher gründete Louis Renault im März 1899 mit finanzieller Unterstützung durch seine Brüder die Firma Renault Frères.

Anfang in einem Gartenschuppen

Das erste Auto hatte Renault noch in einem Gartenschuppen gebaut, aber als die Anzahl der Vorbestellungen auf 60 angewachsen war, zog er in ein leer stehendes Bootshaus.  Am Ende des Jahres 1899 hatte er bereits 60 Angestellte.

Im gleichen Jahr nahm Renault auch an seinem ersten Rennen teil.  Zusammen mit seinem Bruder Marcel belegte er die Plätze eins und zwei in der Amateurklasse beim Rennen Paris - Trouville.  Das Geschäft entwickelte sich prächtig und 1913 war Renault bereits der größte Automobilhersteller in Frankreich.

Renault rettet Paris

Am beliebtesten waren die Zweizylinder-Modelle AG und AX.  Sie basierten auf einem Chassis, das für einen Zweisitzer gebaut wurden war, hatten aber geschlossene viersitzige Karosserien.  Man sah sie besonders häufig als Taxis in Paris, aber auch in London.

Richtig berühmt wurden die Pariser Taxis aber erst, als General Gallieno 600 Stück requirierte und seine Soldaten damit zur Schlacht an die Marne bringen ließ.  Damit konnte Paris vor den angreifenden deutschen Truppen gerettet werden.

In der Zwischenkriegszeit hatte Renault eine sehr breite Modellpalette.  Zu den kleinsten Typen zählte der KJ mit 950 cm³ - ein direkter Konkurrent für den Peugeot Quadrilette und den Citroën 5CV.  Am anderen Ende der Skala stand der mächtige 40CV mit 9120 cm³ und 120 PS.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Renault zunächst nur Klein- und Mittelklassewagen.  Für einen Sportwagen schien kein Platz zu sein.  Da gab es zwar in den 60er Jahren die Floride, aber das war kein echter Sportwagen, sondern eher ein gut aussehendes Cabriolet.  Daher waren alle überrascht, als Renault 1995 in Genf den Sport Spider vorstellte.

Der Sport Spider

Der Sport Spider war der erste echte Sportwagen von Renault.  Natürlich hatte es auch vorher schon Renault-Sportwagen gegeben, aber eben keine Straßenmodelle, sondern z.B. den Siegerwagen von Le Maus 1978.

1994 hatte Renault eine Konzeptstudie namens Argos vorgestellt.  Mit der niedrigen Gürtellinie und der flachen Windschutzscheibe ähnelte sie legendären Porsche Speedster.  Als technische Basis diente der Twingo.  Als dann ein Jahr später der Sport Spider vorgestellt wurde, hielten die Journalisten ihn wegen seines extremen Stylings ebenfalls für eine Konzeptstudie.  Diesmal lagen sie aber falsch.  Renault wollte den Sport Spider tatsächlich bauen.

Das spektakulärste Merkmal war die fehlende Windschutzscheibe.  Nur ein Spoiler hielt den Fahrtwind vom Fahrer fern.  Da war eine Brille angeraten. 1996 erschien der Sport Spider dann mit Windschutzscheibe -was für manche schon zu viel Komfort war.  Nun konnte man auch ein Stoffverdeck einbauen, was bei großen Fahrern aber Platzangst hervorrief.

Die zum Styling des Fahrzeugs passende Windschutzscheibe fiel extrem groß aus und wurde zusammen mit den Glasexperten von Sekurit Samt Gobain entwickelt.

Zurück zu den Anfängen

Der Sport Spider war eine Rückkehr zu den Anfängen des Automobils: Motor, Getriebe, Lenkrad, Fahrwerk, Karosserie und zwei Sitze.  Heizung und Kühlung sind von beeindruckender Schlichtheit: der Motor erwärmt den Innenraum, das offene Dach sorgt für Kühlung.  Dieser waschechte Roadster bot auch kaum Platz für Gepäck.  Nach Aussage eine Journalisten passten unter die Fronthaube "eine Kreditkarte, Wechselwäsche und die Persenning".  Nicht mal für ein Ersatzrad gab es genug Platz.

Das Zentralrohr des Rahmens und der vordere Hilfsrahmen waren aus 3 mm starkem Aluminium.  Diese Technik stammte vom Projekt Mosaic, das auf Gewichtsreduzierung abzielte.  Die Karosserie bestand ans einem leichten Verbundwerkstoff.

Die Radaufhängung mit doppelten Dreiecklenkern und buchsenlosen Kugelgelenken stammte direkt aus der Formel 1. Nahen und Bremsen stammten vom Renault Alpine A610.  An der Hinterachse saßen ebenfalls doppelte Dreiecklenker.

Der Motor kam aus dem Renault Clio Williams.  Hier saß er aber in der Mitte und wurde von Stangen und Kabeln gehalten. eine Technik aus dem Flugzeugbau.  Bei einer Leistung von 150 PS erreichte der Sport Spider eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h.

Mit dem Mittelmotor hatte der Sport Spider die Wendigkeit und das Fahrverhalten eines echten Monoposto.  Wer sich in die Recaro-Sitze eingefädelt hatte, fühlte sich wie ein echter Formel-I-Fahrer.  Bei der geringen Stückzahl wird der Sport Spider mit Sicherheit ein gesuchtes Sammlerstück.

technische Daten 

Typ Sport Spider, ab 1995
Motor quer eingebauter Vierzylinder-Mittelmotor
Hubraum 2,0 l
Leistung 150 PS bei 6000 U/min (Standardversion)
Ventilsteuerung 16 Ventile, zwei obenliegende Nockenwellen
Gemischaufbereitung Benzindirekteinspritzung
Getriebe Fünfgang
Antrieb Hinterachse
Länge 3795
Aufhängung (vorn)  Dreiecklenker mit Federbein und Stabilisator
Aufhängung (hinten) Dreiecklenker mit Federbein und Stabilisator
Fahrwerk/Karosserie Aluminiumplattform
Karosserieformen offene GFK-Karosserie
Breite 1830 mm
Radstand 2343 mm
Spur (vorn/hinten) 1536/1543 mm
Eigengewicht 930 kg
Höchstgeschwindigkeit 215 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 6,9 sek
Gesamtproduktion unbekannt
delprado verlag

zurück           oben